Jahrgang 2022
Sommer, Sonne, Trockenheit.
Reben mögen warmes und trockenes Wetter. Das lernt man schon im Studium, 2022 hat es aber etwas zu gut mit den Reben gemeint, denn so ein wenig Wasser für das Wachstum neben Sonne brauchen Reben auch. Das ist aber Jammern auf sehr hohem Niveau, denn außer dem fehlenden Wasser von oben verlief die Vegetationsperiode 2022 sehr entspannt.
Nachdem die Reben Ende April früh ausgetrieben waren folgte die bis dato längste regenlose Zeit in der Historie des Weinguts. Vom Mai bis Anfang September gab es praktisch nur Sonnenschein und schönstes Badewetter. Den Reben gefiel das anfangs sehr gut, dem Winzer auch. Gegen Mitte August mit der letzten Hitzewelle des Sommers merkten selbst die Überlebenskünstler namens Reben, dass auch bis zu 15m lange Wurzeln manchmal kein Wasser mehr finden, gerade wenn sie versuchen sich durch kargen Schieferboden zu bohren.
Die Entspannung folgte Anfang September, der im absoluten Kontrast zum Sommer, zu nass und feucht werden sollte. Die Reben freute es, den Winzer auch.
Anfang Oktober ging es dann los mit der Ernte: Wir ernteten kleine aromatische Trauben mit moderatem Zuckergehalt. Moderat? War es nicht ein sonniges Jahr? Genau, aber laut dem Biologie Lehrbuch läuft Photosynthese so: Aus Licht, Wasser (H2O) und Kohlendioxid (CO2) entsteht in der Pflanze Glucose (Zucker) und Sauerstoff (O2). Das Wasser fehlte kurzfristig also weniger Zucker.
So zeigen sich die 2022iger Weine unerwartet moselklassisch, leicht und sehr trinkfreudig. Früh zugänglich mit einer ebenfalls moderaten Säure. Ein schöner Kontrast zum kühlen Vorgängerjahrgang 2021. Unser Tipp: Einfach mal die 2021 und 2022 gegeneinander trinken – selten waren zwei aufeinanderfolgende Jahrgänge wettermäßig so unterschiedlich.